Zoni Weisz

Vor dem Krieg

Johan (Rufname „Zoni“) Weisz wurde am 4. März 1937 in Den Haag als ältester Sohn von Jacoba und Johannes Weisz geboren. Sein Vater war Sinto und von Beruf Musiker und Instrumentenbauer. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, reiste die Familie Weisz in einem Wohnwagen durch das Land. Sie traten auch mit ihrem Familienorchester auf.

Festsetzungserlass

In den ersten Jahren der deutschen Besatzung hörte die Familie Weisz von ihren Verwandten in Deutschland, dass dort nicht nur Juden, sondern auch Sinti und Roma immer stärkerer Diskriminierung ausgesetzt waren. Die Nazis betrachteten „Zigeuner“ als eine „minderwertige Rasse“. In den Niederlanden geschah anfangs nicht viel, aber im Juli 1943 verhängte die deutsche Besatzungsmacht einen Festsetzungserlass. Viele Familien, die in einem Wohnwagen lebten, mussten sich in Sammellager begeben. Um mit seinem Wagen weniger aufzufallen, mietete Vater Weisz ein Geschäftshaus in Zutphen im Osten der Niederlande.

Deportation

Der 16. Mai 1944 war ein schicksalhafter Tag. Die Familie Weisz wurde in Zutphen von niederländischen Polizisten verhaftet und in das Lager Westerbork gebracht. Die ganze Familie bis auf eine Ausnahme: Zoni entkam dieser Razzia, da er sich gerade bei seiner Tante Moezla im Nachbardorf Vorden aufhielt. In den Niederlanden wurden an diesem Tag insgesamt 578 Menschen bei Razzien verhaftet und nach Westerbork transportiert. Dort entschied die deutsche Lagerleitung bei ihrer Ankunft, wer das Etikett „Zigeuner“ erhielt und wer nicht. 246 Menschen wurden drei Tage später, am 19. Mai 1944, in geschlossenen Viehwaggons nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur 31 von ihnen überlebten das Vernichtungslager.

Suche

Zoni konnte sich im letzten Kriegsjahr in Wäldern und bei Bauern verstecken. Er schlug sich zu seinen Großeltern durch, die in Nijmegen wohnten. Nach der Befreiung war Zoni lange Jahre im Ungewissen über das Schicksal seiner Angehörigen. Seine Mutter, seine Schwestern Rakli (6 Jahre) und Lena (4 Jahre) sowie sein kleiner Bruder Emil (8 Monate) wurden höchstwahrscheinlich in der Nacht vom 2. auf den 3. August in einer der Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. Erst Ende der fünfziger Jahre erhielt Zoni eine amtliche Benachrichtigung über den Tod seines Vaters. Er war von Auschwitz-Birkenau – wahrscheinlich über Buchenwald – in das Konzentrationslager Mittelbau-Dora gebracht worden und dort an den Folgen der Zwangsarbeit gestorben.

International bekannt

Nach der Befreiung ging Zoni wieder zur Schule und besuchte später eine Gartenbauschule. Er arbeitete bei einem bekannten Blumenhändler und studierte dann Garten- und Landschaftsarchitektur sowie Kunstgeschichte. Er heiratete und bekam Kinder. Als Florist wurde er mit Ausstellungen international bekannt. Erst Mitte der neunziger Jahre war er in der Lage, öffentlich über den Verlust seiner Familie und über das Schicksal der Sinti und Roma im Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Und das macht er bis heute mit großem Einsatz: Auch als Fürsprecher der Sinti und Roma ist er international bekannt. Am 27. Januar 2011 hielt Zoni Weisz als erster Vertreter der Sinti und Roma eine Rede im deutschen Bundestag.